21.01.2022 · Rentner · smart leben · Lesezeit: 3 min

Was wird aus unserer Rente?

„Die Rente ist sicher.“ Mehr als 35 Jahre hat dieser eine Satz des ehemaligen Bundesministers Norbert Blüm (CDU) schon auf dem Buckel. Doch wie sicher ist die Rente heute noch? Kann unser Rentensystem überhaupt auf Dauer weiter funktionieren? Was müsste sich gegebenenfalls ändern? Wir werfen einen Blick auf die aktuelle Diskussion.

Was plant die Bundesregierung? 

Zu Beginn ein Zitat:

„Wir werden daher die gesetzliche Rente stärken und das Mindest-rentenniveau von 48 Prozent … dauerhaft sichern. In dieser Legislaturperiode steigt der Beitragssatz nicht über 20 Prozent. Es wird keine Rentenkürzungen und keine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters geben.“

Das stammt wirklich nicht von Norbert Blüm – sondern steht so im Koalitionsvertrag der aktuellen Ampel-Regierung auf Seite 73.  Klingt super, keinem wird es also in den nächsten drei bis vier Jahren rententechnisch schlechter gehen. 

Und die Realität?

Heftigen Gegenwind erntet die Ampel-Koalition für ihre Rentenpläne von einer Expertin: Prof. Dr. Monika Schnitzer gehört zum „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ – ist also eine der fünf Wirtschaftsweisen. Sie sagte in der Talkshow „Lanz“:

„Die Koalition verspricht die Quadratur des Kreises, wenn sie Rentenniveau, Beitragssatz und Renteneintrittsalter stabil halten will.“

Will also sagen, dass unser Umlagesystem auf Dauer wegen des demografischen Wandels nicht funktionieren kann. Die Ökonomin liefert auch zwei einleuchtende Zahlenbeispiele dafür: 

  • Heute würden drei Leute für einen Rentner arbeiten. In 15 Jahren sind es nur noch zwei Leute für einen Rentner.
  • Aktuell schießt der Bund mit rund 100 Milliarden € etwa ein Viertel des gesamten Haushalts in die Rentenkasse. Wenn nicht gehandelt wird, wären es in 25 Jahren schon die Hälfte, sagt die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer. 

Harter Tobak für die Regierenden. Die Wirtschaftswissenschaftlerin belegt das, was wohl viele gedacht haben: Unser umlagenbasiertes Rentensystem stößt wegen des demografischen Wandels bald an seine Grenzen – wenn sich nicht bald was ändert. Doch daran hat sich grundlegend noch keine Regierung versucht.

Was wäre erforderlich?

Das erklärte Prof. Dr. Monika Schnitzer in der Talkshow auch gleich noch. Und es sind Vorschläge, die vielen nicht in den Kram passen dürften.

  • Die Rente solle nicht mehr so stark steigen wie bisher. Aktuell steigen die Renten mit dem Lohn der Gesamtbevölkerung. Die Expertin schlägt dagegen das österreichische Modell vor: Die Rente steigt nur noch mit der Inflation. Rentnerinnen und Rentner hätten also eine Rente, die inflationsbereinigt konstant bliebe über die Zeit der Rente. In den letzten Jahren (voraussichtlich auch in diesem) stiegen die Renten aber mehr an als die Inflationsrate anwuchs. Das wäre – finde ich – noch vermittelbar. Die Renten steigen zwar, aber nicht mehr so stark. Vor allem vor dem Hintergrund, dass sie in 20 Jahren kaum noch finanzierbar wären.
  • Mehr Zuwanderung, vor allem mehr Zuwanderung außerhalb der EU. Ganz klar, je mehr Beitragszahler:innen es gibt, desto mehr Geld kann an die Rentner:innen verteilt werden. Um das Rentensystem am Laufen zu halten, müssten 400.000  Personen pro Jahr einwandern. Da aber einige auch auswandern und viele wieder zurück in ihre Heimat gehen, müssten Jahr für Jahr 1,5 Millionen Menschen nach Deutschland einwandern. Das dürfte auf jeden Fall wesentlich schwieriger werden, aus verschiedenen Gründen.

Frührente unattraktiver machen

Frau Prof. Schnitzer hat aber noch eine Idee, wie die Rentenkassen besser gefüllt werden könnten. Das erklärt Sie in diesem Artikel auf T-Online.

  • Bisher ist es so, dass Rentner:innen heutzutage für jeden Monat, den sie früher in Rente gehen als eigentlich vorgesehen, einen Rentenabzug von 0,3 % pro Monat haben. Bei zwei Jahren früher sind das dann schon stolze 7,2 %.
  • Der Hintergrund: Laut Plänen der Ampel-Koalition sollen Rentner auch nach der Corona Pandemie bis zu 46.000 € pro Jahr dazuverdienen können – ohne dass die Rentenbezüge gekürzt werden. Das mache das Frührentnerdasein zu attraktiv. Das Ziel müsse es sein, „Menschen in der Erwerbstätigkeit zu halten und so die Beiträge zur Rentenversicherung zu stabilisieren.“
  • Stattdessen könne bei höheren Abzügen pro Monat sogar die Hinzuverdienstgrenze komplett fallen, was ganz nebenbei den Verwaltungsaufwand verringern würde, so Prof. Schnitzer.

Konkrete Zahlen nannte die Wirtschaftsweise bisher nicht, jede Menge Gegenwind gab es aber auch so schon für sie. Zum Beispiel gibt es ja durchaus nicht wenige, die früher in Rente gehen, weil sie einfach nicht länger arbeiten können. Und das zuständige Bundesministerium schmetterte den Vorschlag gegenüber T-Online dann auch gleich ab.     

Was bedeutet das konkret für mich?
Schwierig. Viele Freunde wird sich die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer mit ihren Vorschlägen nicht gemacht haben. Aber klar dürfte auch sein, dass ein Nachdenken über unser Rentensystem nicht immer nur bis zur nächsten Bundestagswahl reichen sollte. Denn sonst könnte es wirklich zu spät sein…

Mandy Pank
Verfasst von:
Mandy ist im Marketing tätig und immer darauf bedacht steuerliche Themen so einfach wie möglich aufzubereiten. Dabei hilft ihr natürlich auch ihr Hintergrund als Steuerfachangestellte. Sie versetzt sich gerne in die Lage der Kunden, um herauszufinden, wo der Schuh drückt. Doch auch für ihre Kollegen hat sie immer ein offenes Ohr und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.